Surviving China – Xiahe

Nach circa 8 Stunden Zugfahrt von Xian aus kamen wir gegen halb 5 Mittwoch früh in Lanzhou an. Vom Bahnhof aus ging es mit dem Taxi, das trotz Nachttarif die Lonely Planet Preisvorhersage unterbot, zur Süd-Busstation dieser hässlichen Ansammlung von Häusern, Hochstraßen und Moscheen. Da die Station noch geschlossen war, machten wir es uns auf der Treppe davor gemütlich und warteten. Nach so 1 1/2 Stunden machte der Laden dann auch mal auf, und nachdem ein hilfsbereiter Chinese uns dann auch auf den gut versteckten Ticketschalter hinwies, konnten wir uns 2 Plätze im Bus zu unserem nächsten Ziel sichern: Xiahe.

Von Xiahe hatte man mir erzählt, es sei ein Dorf mit sehr tibetanischem Charakter, gleichzeitig dem unheimlichen Vorteil, dass es nicht in Tibet liegt. Somit braucht man keine Reisegruppe, keinen Reiseführer und auch keine „Tibet Permit“, um dorthin zu fahren. Ein gefundenes Fressen. Die morgentlichen 3 1/2 Stunden Busfahrt von Lanzhou nach Xiahe vergingen im Flug, nicht zuletzt begründet mit dem abendteuerlichen Fahrstils chinesischer Langstreckenbusfahrer, und am frühen Mittag erreichten wir das Tibet-Dorf ohne Tibet.

Wir hatten im Vorhinein 2 Dorm-Betten in einem Guesthouse reserviert. Als wir jetzt aus der Busstation kamen, sprach uns ein Mönch an, wo wir denn hinwollten. Auf die Antwort „Tara Guesthouse“ meinte er dann passend, er sei das Tara Guesthouse. Bam, Volltreffer, und so führte uns der „Funny Monk“, wie er wohl von anderen Mönchen in Xiahe genannt wird, zu seinem Hostel, wo wir uns dann in 2 6er-Dorm-Betten zum Kampfpreis von 20 RMB pro Nacht und Nase (ca. 2€) einnisteten.

Von der Zugfahrt hatten wir noch ein paar Töpfe Nudelsuppe übrig, und da wir nicht direkt das örtliche Essen auf leeren Magen riskieren wollten, wurden 2 davon direkt mal im Hostel vernichtet. Netterweise wurden wir dazu in das Wohnzimmer der Hostel-Mönche eingeladen, und kriegten noch Tee und ein lokales Süßkramszeug (Tsampa, sone solide Pampe aus Getreide, Yakbutter und Käse?!?) angeboten. Ich fands ganz ok, Cori eher weniger, aber nachdem die Suppen dann auch leer waren gings endlich mal raus. Plan für den Tag war es, einen Pfad überhalb des Klosters langzulafen, über ein paar Berge/Hügel, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die Stadt und auch das Kloster haben sollte. Gesagt, getan. Die Aussicht war wirklich toll, es war zwischenzeitlich mal richtig ruhig (sowas gibts nur selten in China), und echt schön. Dummerweise war der Weg an manchen Abschnitten ziemlich zugemüllt, manchmal nur mit irgendwelchen Gebetszetteln, aber teilweise auch mit Plastikflaschen etc. Aha, also trotz Tibet doch noch China -.- Auf dem Weg haben wir noch 2 Deutsche und eine alte tibetanische Frau getroffen, ansonsten niemand.

Am Ende des Pfads mussten wir dann durch die Häuser durch und vor dem Kloster lang. Auch ganz interessant mal anzuschaun. Nachdem wir zurück am Hostel waren, sind wir noch ein wenig die Hauptstraßen hoch und runter gelaufen, bevor es dann zum Abendessen ging. Es gab Yakfleisch-Dumplings, Nudeln mit Yakfleisch und Yakmilchjoghurt mit Reis und Zucker. Echt ganz lecker. Danach waren wir allerdings auch so k.o., dass wir völlig übermüdet ins Bett gefallen sind.

Am nächsten Morgen wollten wir uns eine Führung durch das Kloster geben lassen. Nach dem Frühstück im Cafe neben unserem Hostel gings auf zum Ticketoffice, und nicht allzuviel später kam dann ein Mönch, der eine ganze Gruppe durch den Kloster führte und dabei auch zum Glück auf Englisch ein bisschen was erklärte. Es ging durch ein paar Tempel, gab einen Haufen Buddha-Statuen zu sehen, und vor allem hat er sehr viel erzählt über das Kloster und Buddhismus an sich. War super interessant, und schon überraschend, wie viele Mönche tatsächlich in dem Kloster leben, und dass die da Philosophie, Medizin und anderen Krams studieren, und alles so zwischen 13-15 Jahre lang. Und wer einmal anfängt, muss den Spaß auch durchziehen. Schon nicht ganz ohne.

Auf dem Rückweg vom Kloster sprach uns ein Mönch an, der sein Englisch aufpolieren wollte, und kam mit uns zum Mittagessen. Nach dem Essen habe ich mich noch ein wenig mehr mit ihm unterhalten, er kam mit zum Bustickets für die Rückfahrt holen, und später haben wir noch ein wenig Tee zusammen getrunken. War interessant zu hören, was so ein Mönch den ganzen Tag macht und wie er sich so seine Zukunft vorstellt. Irgendwann kamen wir auch auch auf die Proteste in 2008, wegen denen die Region (und ganz Tibet) ersteinmal für eine Zeit lang für Ausländer geschlossen wurden. War interessant, mal eine „Insider“-Meinung dazu zu hören, wirklich ganz cool. Ich glaube, mein Bild von buddhistischen Mönchen hat sich an dem Tag ziemlich geändert.

Irgendwann rief mich Cori an (sie war nach dem Mittagessen ins Hostel ne Runde schlafen gegangen), zwei Italiener hätten sie angesprochen, ob wir nicht mit auf eine Taxi-Tour ins Hinterland mitkommen wollten. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen, und so trafen wir uns ein paar Minuten später vor dem Hostel und stiegen mit Enrico und Nicola in ein *hust*wunderschönes*hust* chinesisches Taxi. Es ging aus der Stadt raus, ein wenig durch die Berge in ein benachbartes Tal. Der Ausblick war der Hammer, total viel Grün, Berge, alles… Unheimlich toll. Nach einer knappen Stunde Fahrt durch das ein oder andere Dorf kamen wir in einem Dorf an, in dem alle Häuser aus Lehm o.ä. gebaut schienen und es auch eine Art Stadtmauer gab, auf der wir dann ein bisschen rumgerannt sind (für ganze 20RMB pro Nase, da gabs sogar Tickets für… die spinnen doch, die Chinesen), einen Haufen Fotos gemacht haben, und auf dem Weg zurück durch das Dorf zum Taxi noch ein paar Einwohner getroffen haben, von denen wir richtig leckere frische Birnen angeboten bekommen haben. Zurück am Taxi wollte der Fahrer dann auch schon wieder los, und so gings zurück Richtung Xiahe, aber nicht, ohne auf dem Weg noch einmal für Photos anzuhalten.

Zurück in Xiahe gings nach kurzer Hostelpause zum Abendessen, mit den beiden Italienern und einem Belgier, den wir noch getroffen haben, in ein chinesisches Restaurant, praktischerweise ohne englische Karte. Der Belgier wollte aber unbedingt da bleiben, und so versuchten wir dann irgendwie irgendetwas zu bestellen. Ging auch ganz gut, aber das Essen war leider nicht so der Hammer. Dafür haben wir dann danach noch gemütlich in unserem Guesthouse ein Bier getrunken und uns noch mit ein paar anderen Bewohnern über Gott und die Welt unterhalten, bevors dann wieder ins mehr oder minder gemütliche Bett ging, zur letzten, recht kurzen Nacht in Xiahe.

Kurz darum, denn am nächsen Morgen ging es um 5 schon wieder aus dem Bett, und nach einem schnellen Liter Wasser übern Kopf und den Rest schnell zusammenpacken, auf in Richtung Busstation, wo dann pünktlich um 6:30 unser Bus mit dem Ziel Lanzhou abfuhr.

Comments

  1. Klasse Seve!!
    Die Nudeln sehen aus wie bei unserem Italiener um die Ecke!
    Und „Danke“ für die tollen Bilder

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