Huang Shan – Die gelben Berge
Letztes Wochenende ging es in die gelben Berge, auf Mt. Huang Shan. Samstag morgen, 6:30, gings mit der Metro Richtung Hauptbahnhof, und von da 6 Stunden mit dem Bus ins Hinterland. Nun, so ein Langstreckenbus hält in Shanghai nicht einfach so an der Straße. Stattdessen gibt es ein riesiges Busterminal, zwar nicht ganz so groß und pompös wie der Bahnhof, aber dennoch starten von hier Busse auf 3 Etagen (!!!) Richtung überall in China.
Die Busfahrt an sich war schon abenteuerlich. Wie alle Chinesen hatte auch unser Busfahrer eine sehr enge Beziehung zu seiner Hupe, und auch vor dem Gegenverkehr war die Angst nicht all zu groß. Aber ca. 6 Stunden später war die Fahrt dann tatsächlich zu Ende, wir waren noch alle am Leben und endlich am Ziel. Oder nicht? Nachdem wir Mr. Hu, unseren Reiseführer, angerufen hatten, stellte sich raus, dass wir noch eine gute Autostunde von besagtem Berg entfernt waren. Aber wie der Chinese so ist, kannte er natürlich irgendwen in der Gegend wo wir waren, der uns dann für wenig Geld mit seinem Minibus nach Tongkou, dem Startpunkt für unseren Aufstieg in den Berg, bringen konnte. So haben wir uns dann zu 10 Leuten in diesen Minibus gepackt, und versucht, den völlig übermüdeten Fahrer zumindest so lang wach zu halten, dass wir einigermaßen heile ankommen würden.
Irgendwann standen wir dann vor dem Restaurant von Mr. Hu, wo wir erstmal gut gegessen haben, und uns dann, viel zu spät und im strömenden Regen, auf Richtung Berg machten. Dafür ging es nochmal mit dem Bus auf die andere Seite des Bergs, da von dort der Aufstieg zwar steiler, aber auch wesentlich kürzer war. Die Frau am Ticketschalter für die „Scenic Area Mt Huangshan“ hielt uns für völlig durchgeknallt, aber davon ließen wir uns nicht abhalten. Ab durch den Regen, 2 Stunden lang Treppen hoch und runter, irgendwann dann auch im Dunkeln (zum Glück hatte uns Mr. Hu noch Taschenlampen angeboten), ohne wirklich einen Plan zu haben, wo wir genau hinmussten (außer nach oben). Irgendwann, mit mehr Glück als Verstand, standen wir dann vor dem, was sich unser HotelSchlafplatz für die Nacht nennen sollte. Von außen sah das Ding auch richtig gut aus. An der Rezeption wurden wir dann ein wenig lustig angeguckt, quer durch den Laden, in das, was wohl mal ein Festsaal war. Die Betonung liegt auf war (die Partybeleuchtung hing noch unter der Decke), denn jetzt standen da ein Haufen Hochbetten, Zelte, und ein paar Matratzen einfach so rum. Und alles voll mit Chinesen. Nach dem Einchecken wurden wir dann aber zum Glück in 2 8-Bett-Zimmer dirigiert, direkt nebendran. Zumindest ein bisschen Schlaf. Da wir alle klitschnass und kaputt waren, gab es so das allgemeine Bedürfnis nach einer Dusche. Nun, die sollte nochmal ~5€ kosten. Zusätztlich zu den sowieso schon völlig überteuerten 10€ für das Bett für die Nacht. Und angeblich noch nicht mal mit warmen Wasser. Hmm, dann halt nicht -.- Also noch ein bisschen gechillt und irgendwann wann ab ins Bett.
Am nächsten Morgen gings extra früh aus dem Bett, denn eigentlich wollten wir den angeblich wunderschönen Sonnenaufgang miterleben. Leider macht uns der Nebel einen Strich durch die Rechnung. Also nochmal nen Moment hingelegt und auf gings. Frühstück gabs sowieso nicht, also noch ein bisschen Kekse etc. verdrückt und auf gings. Da wir immernoch keine Karte vom Berg hatten, mussten wir uns überall durchfragen, und leider waren die Antworten alles andere als eindeutig. So sind wir ein wenig unkoordiniert durch die Gegend gelaufen, hauptsache die grobe Richtung stimmte. Da das Wetter mittlerweile besser wurde, gab es unheimlich tolle Aussichten, einen krassen Canyon, natürlich unheimlich viele Chinesen. Da der Canyon auch so ungefähr auf unserem Weg lag, wollten wir da runter, um dann wieder Richtung Mr. Hu zu kommen. Einen Haufen Treppenstufen später, von denen manche einfach an den Fels drangemauert waren, stellte sich dann heraus, dass der Weg, den wer nehmen wollten, gesperrt war. Wie sich später herausstellte, stand das auch auf der offiziellen Karte für den Berg, die wir aber leider nicht hatten. Somit mussten wir den Großteil der Strecke wieder zurück (2+ km Treppenstufen wieder den Berg hoch), so dass es dann zeitlich ein wenig knapp wurde. Wir mussten ja schließlich wieder mit dem Bus zurück nach Shanghai. Also beschlossen Christian, Thomas und ich, uns den Rest Treppen zu sparen, und lieber entspannt mit der Seilbahn den Berg runterzufahren. Die Fahrt dauerte bestimmt 15 Minuten, und es war ziemlich beeindruckend, mal zu sehen, welche Strecke wir am Vorabend in nur 2 Stunden zurückgelegt hatten. Und die Aussicht aus der Gondel war natürlich auch nicht ohne.
Unten angekommen ging es wieder zurück zu Mr. Hu. Dort gabs mal wieder was zu Essen, und so langsam trafen dann auch alle anderen von uns ein. Um halb 2 ging der Bus, diesmal dann etwas mehr als 6 Stunden, und abends waren wir dann völlig erschöpft wieder in Shanghai.
Wenn Du eine Reise tust, dann kannst Du was (viel) erleben.O+O
Oh Seve, endlich mal wieder „der“ Hut! Ich dachte schon, du hast ihn daheim gelassen!
Das war ja mal ne alternative Unterkunft- so lernt man Land und Leute kennen.
Danke für den Bericht!
Nene… Ohne Hut nix gut ;)
Die Treppen an der Felswand sind ja gruselig! Oder war die Unterkunft gruseliger? Oder das Wetter? Oder das Essen? Ist der Keksnachschub sichergestellt? So viele Fragen…
Ich fand die Unterkunft wesentlich gruseliger als die Treppen. So viele Chinesen wie da am Tag durchrennen, müssen die schon was aushalten. Da hab ich mir nicht so die Sorgen gemacht. Das mit dem Essen am Berg war echt sone Sache, aber war ok. Und das einzig Blöde am Wetter war eigentlich, dass einfach alles durchnässt war.